Reto Bucher von der Kantonsarchäologie Aargau kennt die Strecke zwischen Brugg und Baden mittlerweile in- und auswendig. Weil sich die Tiefbauarbeiten im Laufe des Jahres immer mehr der Altstadt näherten, war Reto Bucher sehr oft in Baden unterwegs: „Kaum haben die Grabungsarbeiten zum Einbau der Fernwärme- und Fernkälteleitungen auf dem Schlossbergplatz in Baden begonnen, hatte ich den zuständigen Polier am Telefon.“ Die Bauarbeiter stiessen nach nur wenigen Baggerschaufeln auf historisches Material im Boden. Wenig überraschend, sagt Reto Bucher: „Wir haben vermutet, dass sich auf dem Schlossbergplatz noch frühneuzeitliche Strukturen im Boden verbergen könnten. So konnten wir die Bauherrschaft vorab auch für die Thematik sensibilisieren.“ Die Archäologinnen und Archäologen sind darauf angewiesen, dass die Bauleute vor Ort Strukturen wie gemauerte Fundamente oder Kanäle, aber auch Brandschichten oder Gräber als solche erkennen. Und noch viel wichtiger ist es, dass die Arbeiten dann auch eingestellt werden und sich die Bauherrschaft bei der Kantonsarchäologie meldet. „Erfreulicherweise klappt diese “Arbeitsteilung” in Baden bisher ziemlich gut,“ attestiert Bucher den Bauarbeitern vor Ort die notwendige Sensibilität.

Auch wenn nicht ganz unerwartet: „Die Funde vor dem Stadtturm waren und sind doch eindrücklich,“ sagt Reto Bucher. Die Untersuchungen offenbarten Einblicke in die frühneuzeitliche Stadtbefestigung vor dem Stadtturm. Dabei handelt es sich um Reste des stark befestigten nordseitigen Stadtzuganges, dem sogenannten Bruggertor, der mit Gewölben (sog. Kasematten), Bollwerken und Gräben nach neuester Befestigungsmanier zwischen 1677 und 1679 errichtet worden war. Nach der Niederlage im zweiten Villmergerkrieg 1712 mussten die Badener diese Anlagen schleifen. Danach wurde der Bereich vor dem Stadtturm als offener Platz genutzt. „Zeugnisse der Nutzung als Platz bilden mehrere unterirdische Kanäle zur Wasserver- oder entsorgung,“ erklärt Bucher.

Unterdessen sind die Arbeiten auf dem Schlossbergplatz abgeschlossen, die Gräben geschlossen und die noch verbleibenden Mauerreste wieder sicher im Erdreich eingepackt. Die Arbeit der Kantonsarchäologie ist damit aber an dieser Stelle noch nicht abgeschlossen. „Durchaus möglich, dass im kommenden Frühjahr weitere Reste des Befestigungs- und Grabensystems in der Passage zum Theaterplatz zum Vorschein kommen,“ vermutet Bucher. Bis dann wird er aber keine Pause machen, sondern noch oft von Brugg nach Baden fahren. Auch die laufenden Arbeiten auf dem Kirchplatz verlangen die volle Aufmerksamkeit der Kantonsarchäologie.

Querschnitt Kanal klein
Querschnitt durch einen der historischen Kanäle, die von der Vorstadt her durch die Bastionsmauer in die Altstadt führen.
Mauerwirrwar klein
Die Bauarbeiten auf dem Schlossbergplatz führten ein regelrechtes "Mauerwirrwar" zu Tage.

Bilder: Kantonsarchäologie Aargau

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