Ein kalter Februartag, als Reto Bucher von der Kantonsarchäologie Aargau zusammen mit seinem Mitarbeiter in einem Keller der Badstrasse 28/30 stand. Projektleiter Raphael Störi von der GROSS AG hatte ihn angerufen: Bei den Fundamentationsarbeiten sei man in einem der beiden verbliebenen Gewölbekellern aus dem 19. Jahrhundert auf «alte Mauern» gestossen, die Kantonsarchäologie soll sich das doch einmal anschauen.

Reto Bucher ist dankbar um die Sensibilität der zuständigen Baufachleute: «Wir haben eine alte L-förmige Mauer – sie diente wohl als Fundament eines oder mehrerer darüber aufbauenden Gebäudes – und zwei Keramikfragmente gefunden, die mit ziemlicher Sicherheit aus dem 14. Jahrhundert stammen.» Eine Sensation ist das für sich allein nicht. Man ging auf Grund alter Darstellungen immer davon aus, dass an der Badstrasse – der ehemaligen Badhalde – bereits früh Häuser standen. «Mit diesen Funden ist jedoch erstmals nachgewiesen, dass bereits im Mittelalter die Verbindung von der Altstadt in die Bäder nicht nur als Weg bestand, sondern vermutlich bereits auch mit Häusern bebaut war», sagt Bucher.

Die beiden Mitarbeiter der Kantonsarchäologie investierten einen halben Tag für die Dokumentation vor Ort. In diesem Fall wurde die Mauer nicht zerstört, sondern sie bleibt unter dem Neubau an der Badstrasse 28/30 im Bestand erhalten. «Wie hoch die Mauer ursprünglich war wissen wir nicht,» sagt Bucher. Ihre Struktur lässt aber auf eine tragende Funktion hinweisen. «Sie war sicher deutlich höher als die heute noch verbliebenen 1,8 Meter. Durchaus möglich, dass diese Mauer auf einer historischen Darstellung der Stadt sichtbar ist,» ergänzt der Archäologe.

Die beiden gefundenen Keramikfragmente kommen ins Depot der Kantonarchäologie. Das eine Stück besteht aus einem Kachelfragment eines Ofens, das andere zeigt ein Wandfragment eines Topfs. Für eine grosse Ausstellung reicht dies noch nicht. Zumindest der Ordner «Badstrasse Baden» ist nun aber in der Dokumentationsstruktur der Kantonsarchäologie angelegt.

B.024.2 1.2b
Ofenkachelfragment (sog. Kreusslerkopf) und Wandfragment eines glasierten Topfs; sie datieren ins 14. Jh.
B 024 2 015 Uebersicht
Blick in den ostseitigen Gewölbekeller unter der Liegenschaft Badstrasse 28 mit den Punktfundament-Gruben, in welcher die mittelalterliche Mauer zum Vorschein kam.
B 024 2 007 Mauerwinkel
Mittelalterlicher Mauerwinkel unter dem ostseitigen Gewölbekeller der Liegenschaft Badstrasse 28.
B 024 2 012 Auffuellung
Östlich der mittelalterlichen Mauer befindliche Auffüllschichten, welche Funde des 14. Jh. enthielten und bei der Errichtung des Gewölbekellers im 19. Jh. hier abgelagert wurden.

Fotos: Kantonsarchäologie Aargau

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